Europäischer Datenschutztag 2020

Zscaler – Stan Lowe_Global CISO

von Stan Lowe, Global Chief Information Security Officer bei Zscaler

Der Datenschutz hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Wie alles, was ins Rampenlicht gerückt wird – sei es durch regulatorische Aktivitäten oder durch die Medien – erhält das Thema eine große Aufmerksamkeit. Tatsächlich stehen in letzter Zeit die Privatsphäre und der Umgang mit den Daten der Menschen zu Recht im Blickfeld.

Die Menschen erkennen, dass ihre Daten und Informationen wertvolle Güter sind – sehr wertvolle sogar. Organisationen nutzen und sammeln Daten, um den Menschen Dinge zu verkaufen, welche sie angeblich brauchen. Außerdem, um zahlreiche Ideen zu vermarkten und digitale Profile von jenen zu erstellen, damit die Firmen vorhersagen können, was diese Menschen demnächst tun oder nicht tun werden, wie sie sich verhalten oder was sie kaufen würden.

Wir alle haben nicht nur den Wert unserer Daten entdeckt, sondern fragen uns, was die Organisationen tatsächlich damit machen – ein dringend notwendiger Schritt in die richtige Richtung. Wir haben nun begonnen, die Kontrolle über unsere eigenen Daten und die Privatsphäre langsam wieder zu übernehmen, wie auch Unternehmen für das ungehemmte Sammeln und die gezielte Nutzung der Daten abzustrafen.

Eine weitere Herausforderung, der sich Unternehmen stellen müssen, ist das Tempo, wie Regierungen ihre Politik entwickeln und umsetzen. Es ist kein Geheimnis, dass aufstrebende Unternehmen schneller Ideen einführen, als Regierungen ihre Vorschriften, wie die DSGVO.  Da Gesetze und Regierungsbehörden in der Regel fünf bis sechs Jahre hinter den Innovatoren zurückliegen, die ständig neue Wege zur Nutzung der von ihnen gesammelten Daten finden, liegt es in der Verantwortung der Unternehmen, die Informationen auf sichere, gerechte und ethische Weise zu nutzen. Letztendlich sind unsere Daten eine handelbare Ware, und die Unternehmen haben eine große Macht, sie zu nutzen. Deshalb ist es wichtig, dass sie im kommenden Jahrzehnt lernen, diese Daten verantwortungsbewusst und ethisch einwandfrei auszuwerten – und dabei gegenüber uns, ihren Kunden, so transparent wie möglich zu sein.

Die wohl größte Herausforderung des Datenschutzes wird 5G sein. Der neue Mobilfunkstandard wird weltweit eingeführt und verbindet alles und jeden mehr und schneller denn je. Die IoT-Geräte auf den Straßen und zu Hause werden mit 5G angebunden. Ob Alexa oder Google Home, unser Auto oder praktisch jedes internet-fähige Gerät, alle werden ständig Daten sammeln und an Unternehmen zu Zwecken des gezielten und personalisierten Marketings sowie zur Erstellung eines digitalen Profils weiterleiten.

Wir müssen uns daher bewusst werden, welches Risiko eine vernetzte, bequeme 5G-Welt mit sich bringt, tatsächlich eine Gesellschaft nach George Orwells Muster zu schaffen, die nicht von Regierungen, sondern von Unternehmen geführt wird. Da wir zunehmend Technologie verwenden, die von großen Unternehmen statt den Regierungen betrieben wird, werden unsere persönlichen Daten auf eine Art und Weise genutzt, die wir unvorstellbar war: um uns Dinge zu verkaufen, uns zu beeinflussen und uns am Ende des Tages besser zu kennen, als wir uns selbst.

Die Kernbedeutung des Datenschutztages ist daher wichtiger denn je. Daten sind ein enorm wertvolles Gut, und wir geben unsere digitale Identität oft unbemerkt preis. Wir sollten den Datenschutztag nutzen, um den Begriff der digitalen Identität zu verdeutlichen. Außerdem sollten wir lernen, wie unsere Online-Profile ständig erstellt, verfeinert und ergänzt werden. Erst dann können wir lernen, wie wir uns davor schützen können, unnötig bloßgestellt zu werden – selbst in dieser unglaublich vernetzten Welt.