Apps für „Parental Control“: Kontrollverlust inklusive?

sectank_artikelbilder_08

Wer ein Kind hat, weiß: früher oder später kommt der Zeitpunkt, an dem die Tochter oder der Sohn „unbedingt“ ein Smartphone braucht, um den Kontakt zu Freunden zu pflegen, Spiele-Apps zu nutzen oder Videos auf Youtube zu anschauen. Väter und Mütter sorgen sich typischerweise darum, dass das Kind sich täglich zu lange mit dem Smartphone beschäftigt, nicht kindergerechte Inhalte konsumiert, mit den „falschen“ Menschen in Kontakt tritt, und so weiter. Es gibt eine wachsende Zahl von Spyware-Apps, die – so propagieren es die Anbieter – „zum Schutze“ der Kinder oder anderer Angehöriger eingesetzt werden können. Einmal auf dem Zielgerät installiert, steht dem großen Lauschangriff nichts mehr im Wege. Besorgte Eltern (oder Partner) erhalten Aufschluss über den aktuellen Aufenthaltsort des geliebten Familienmitglieds, überwachen dessen Kommunikation, sehen welche App wann und wie lange genutzt wurde – die Möglichkeiten variieren je nach Spyware-App.

Abgesehen von der ethischen Dimension schaffen diese Spyware-Apps leider oft mehr Probleme als sie lösen:

  • Um den „vollen Funktionsumfang“ zu nutzen, muss das Smartphone in der Regel gerootet werden. Die Angriffsfläche u.a. für Schadcode vergrößert sich damit dramatisch.
  • So manche App gibt es nur auf Drittanbieterseiten. Aus Sicherheitsgründen sollte man aber nur Apps aus den „offiziellen“ Stores installieren (z.B. Google Play für Android-Geräte).
  • Man gibt eine Menge sensitiver Informationen der Schutzbefohlenen in die Hände eines App-Anbieters, dessen Vertrauenswürdigkeit man gar nicht kennt.
  • Fehlerhaft implementierte oder fehlende Sicherheitsfunktionen können von Angreifern ausgenützt werden, um die Kontrolle über das Gerät oder die ausspionierten Informationen zu erlangen. Der Autor dieses Beitrags hat unlängst eine „Parental-Control“-App unter die Lupe genommen und festgestellt, dass der Administrationszugang über eine unverschlüsselte Leitung realisiert war. Dort hätte ein Angreifer zum Beispiel die Ortungsfunktion auf dem Gerät des Kindes aktivieren und jederzeit dessen Aufenthaltsort sehen können.

Einen sehr interessanten Beitrag zum Thema kommerzieller Spyware-Apps für Android hat übrigens Kaspersky Labs erstellt.

Fazit: Als Elternteil sollte man die Kontrolle über die Smartphone-Nutzung des Kindes besser in der analogen Welt ausüben. Durch regelmäßige Gespräche mit dem Kind: welche Apps und Inhalte kann das Kind „gefahrlos“ nutzen? Wieviel Zeit pro Tag darf dem Smartphone gewidmet werden? Auf was muss das Kind achtgeben? Das ist zwar anstrengender, aber das Kind lernt dadurch auf Dauer mehr über einen verantwortungsvollen Umgang mit mobilen Medien.