Sicherheitsexperte Bruce Schneier fordert Ende des Cyberkrieg-Geschreis

Der IT-Security-Veteran Bruce Schneier hat davor gewarnt, die Bedrohungsrhetorik militärischer Konflikte auf das Internet zu übertragen. In einem Beitrag, den der Sicherheitsexperte und Buchautor („Beyond Fear“) für Technology Review verfasst hat, schreibt er, die Debatte hätte mittlerweile schrille und nationalistische Töne angenommen. „Das Internet war einmal so gemeint, dass es Grenzen ignoriert, die Welt näher zusammenrücken lässt und dem Einfluss nationaler Regierungen ausweicht. Gemessen daran befeuert es inzwischen unangenehm viel Nationalismus.“

Die Menschen seien zunehmend beunruhigt über die Ursprungsländer von IT-Produkten. US-Firmen sorgten sich über Hardware aus China, europäische Firmen über Cloud-Dienste in den USA., „während Russland und China womöglich ihre eigenen Betriebssysteme entwickeln, weil ihnen ausländische nicht mehr geheuer sind“.

Der Vertrauensverlust sei auch eine Folge des Cyberwar-Säbelrasselns, das gerade vor sich gehe. „Die großen Nationen der Welt befinden sich im Anfangsstadium eines Cyberwettrüstens, und der Kollateralschaden trifft uns alle.“ Damit wolle er nicht sagen, dass etwa die jüngsten Angriffe auf die USA, die offenbar aus China kamen, nicht ernst zu nehmen wären. „Aber es geht nicht nur um China. Internationale Spionage-Aktivitäten laufen in beiden Richtungen ab. Ich bin sicher, dass die USA genauso gut austeilen, wie sie einstecken.“

Unwissenheit und Furcht sind Schneiers Meinung nach die Hauptgründe, die das neue Wettrüsten antreiben. „Wir wissen nicht, wozu die andere Seite fähig ist, und wir fürchten, dass sie zu mehr fähig ist als wir. Also wenden wir mehr Mittel auf, für den Fall der Fälle. Die Gegenseite macht es natürlich genauso.“ Ergebnis sei, dass die Regierungen ständig mehr Kontrolle über das Internet forderten, was zu weniger Innovationen für das Netz durch einen freien Markt führe. „Schlimmstenfalls könnten wir in einen Kalten Informationskrieg eintreten.“