Ein Leben in Angst

Die Terroristen haben schon gewonnen. Herr Bin Laden lacht sich bestimmt schon seit geraumer – und speziell in jüngster Zeit-  dusselig. Seitdem der ganze Hickhack los ging am 11.September vor 10 Jahren, sind wir eine Gesellschaft mit einer Null-Risiko-Mentalität geworden. Es geht uns nicht mehr um Risikovermeidung, sondern es ist schon zu einer Risikoaversion erwachsen.

Wir tragen Fahrradhelme, wenn wir nur ein wenig im Wald spazieren fahren, wir geben Risikohinweise in der Fernsehwerbung, bedrucken unsere Zigarettenschacheln und Fast-Food-Artikel mit Warnhinweisen, und vieles mehr. Das alles einzig und allein aus dem Grund des fehlenden Eingeständnisses von uns allen, dass wir uns nicht gegen alles Böse schützen können. Und somit meinen wir, dass wir uns gegen alle Gefahren, und das Böse, das wir uns vorstellen können, schützen müssten.

Aus unserem Leben wurde ein Leben in Angst.

Wo können wir es uns anschauen? Nichts ist geeigneter als der Flughafen. Früher hatte der Begriff „Flugangst“ eine ganz andere Bedeutung. Wenn heute jemand behauptet, sie oder er hätte Flugangst, dann muss man schon einmal genauer nachhaken. Aviophobie? Also warum denn genau? Ist es die Angst vor dem Kontrollverlust, dem Absturz, oder der Höhe? Oder ist es der Terror? 

Theoretisch müssten es immer mehr Menschen mit Flugangst geben. Leider liegen mir keine Statistiken vor. Denn wir schüren die Angst vor dem Fliegen, wie das Feuer im Kamin, und alleine deshalb wage ich diese Behauptung. Wenn Menschen heute ein Flugzeug betreten, fragen sich die wenigsten Menschen noch, ob es ein Triebwerksschaden geben könnte, ein Flügel brechen könnte, das Fahrwerk nicht  ausfahren könnte, das Wetter nicht mitspielen könnte? Heute bangt man darum, ob die Bombe nicht schon auf der Autobahn im LKW vor einem auf dem Weg zum Flughafen hoch geht, am Bahnhof, oder am Check-in am Flughafen, bevor man überhaupt ein Flugzeug zu Gesicht bekommt.

Wegen des Schuhbombers muss man nun an den Flughäfen bei der Sicherheitsüberprüfung die Schuhe ausziehen. Wegen des nigerianischen Schrittbombers am 25. Dez.,  der eine Bombe zwischen seinen Weichteilen versteckte, werden wir nun alle massiv gescannt und wurden zu Opfern einer sexuellen Belästigung durch die Sicherheitsdienste an Flughäfen.  Alleine durch die Tatsache, dass es flüssige Explosivstoffe als Flüssigkeit oder Gel gibt, gibt es nun die 100 ml Flüssigkeitsregelung im Gepäck. Trägt man ein lässiges Sweatshirt oder einen dicken Fleecepulli, hat man ihn auszuziehen, mit Schuhen und Gürtel und Armbanduhr, und Schmuck und überhaupt…Blick in die Ritze gefällig? Ach nein, das macht demnächst ein gesundheitsschädigender Körperscanner. Ich behaupte das einfach einmal, weil noch niemand das Gegenteil bewiesen hat. Und dann lässt man Eltern die Mutter- oder Babymilch aus dem Fläschen trinken, damit man sicher gehen kann, dass es auch Milch ist. Erhöht dies nicht wieder das Kariesrisiko für das Kind? Ach, Schwamm drüber, Hauptsache schnell die Kontrolle hinter sich lassen, dafür tut man alles. Doch nein, doch noch nicht fertig. Bitte noch den Laptoptest, ob er auch keine Explosivstoffe im Gehäuse hat oder damit in Berührung gekommen ist. Wir sind noch nicht am Ende. Da sind noch das Verbot für Ihr gutes altes schweizer Messer, Häkelnadeln, Insulinspritzen, Streichhölzer, Feuerzeuge und was weiß ich alles?

Alles im Namen gegen den Terror und für unsere Sicherheitshysterie. Sicherheit und Hysterie? Wo wird das enden?  Wir werden wirklich alle verloren sein, wenn demnächst einer mit einer Bombe im Hintern versteckt versucht, den Sicherheitsbereich eines Flughafens zu betreten. Dann sind wir echt im Arsc…! Wie mag das wohl sein, wenn das Sicherheitspersonal zum Test seinen Finger in unseren…also gut…lassen wir das. Zumindest kommt dann möglicherweise wieder ein neuer Gegenstand auf die Verbotsliste, gefolgt von einer ernsthaft warnenden Ansprache und Bitte von Frau Merkel, Herrn De Maiziere, oder von Hugo, an das gesetzestreue reisende Volk, doch noch ein wenig mehr Privatsphäre oder persönlichem Raum aufzugeben im Interesse unserer nationalen Sicherheit. Der große Bruder trifft die große Schwester, und die Fracht- und Körperscannerindustrie im Hintergrund sponsort das nächste Treffen der großen Scannerlobby bei einem Segelregatta-Incentive in Malta unter dem Motto „Gemeinsam sicher“. Sicherheitspersonal achtung. Handschuhe an…und Finger bereit, der nächste Fluggast erscheint!

Wo wird es enden?

Durch unsere Risikoaversion und als höriges gesetzestreues reisendes Volk werden wir bald in einem Land leben, in dem irgend ein Amt die Regeln erlassen wird, für deren Mißachtung –  und in einem weiteren Ausbausstadium auch nur bei deren Anzweifelung – es zu Verhaftungen, Strafen und Ordnungswidrigkeiten kommen könnte. Was macht das mit uns und unserem Land? Unserer Art zu denken? Was macht es mit unserem Leben?

Vielleicht ist das Absicht, oder es steckt eine gewisse Dosis Konditionierung dahinter um alle Regeln, vor allem die des Null-Risikos, zu akzeptieren? So werden wir in Zukunft schon mit aufkommenden Vorwürfen von Sicherheitsfanatikern rechnen müssen, dass all die Bürger, die aufstehen, und sich dagegen aussprechen oder gar wehren, sicherheitsfeindliches, regierungsfeindliches oder gar staatsfeindliches –  in jedem Fall irrationales –  Gesindel sind.  Schaut man sich die Polizeieinsätze bei Stuttgart 21 oder dem Castortransport an, so kann jeder für sich selbst ausmahlen, wie das am Flughafen sein könnte.

Wir sollten endlich der Gefahr des Terrors in die Augen sehen, sie annehmen, und uns klar machen, dass es keinen 100%igen Schutz geben wird, anstatt sich an jeden Rettungsfaden einer Sicherheitsindustrie zu hängen, die uns klar machen möchte, dass der ganze Blödsinn einer Verbesserung der Sicherheit diene, und zum Schutz von Leib und Leben und unserer deutschen Nation ist. 

Das Phantom Osama ist schon soooo groß geworden, dass ich dafür plädiere eine neue Maßeinheit für Sicherheit nach DIN ISO einzuführen.  Man sollte Sicherheit in Zukunft in Osama Bin Laden messen. Ein Osama, das sind Wände, Türen und Fenster in einem Raum, die 2 min lang einem Einbruch mit Standardwerkzeugen stand halten. 5 Osama, das sind schon 1 Osama plus mindestens 2 Sicherheitskameras und eine Alarmanlage. 10 Osama, das sind 5 Osama, und eine patroullierende Sicherheitsfirma, die alle 3 min eine Runde ums Gebäude dreht. Am Flughafen, da sind wir mittlerweile bei 99 Osama, aber nur wegen des Fingertests des Sicherheitspersonals.

Und die Frage lautet. Vor wem sollten wir mehr Angst haben? Vor Osama oder vor uns selbst?

Und hier ein Link : http://news.de.msn.com/politik/politik.aspx?cp-documentid=155328011

Alexander Tsolkas