Privatsphäre im Internet: Hat 2016 ein Umdenken eingesetzt?

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Das Jahr 2016 war in Sachen Datensicherheit und Datenschutz alles andere als erfreulich. Das Münchner Start-up Brabbler, das sich den Schutz der Privatsphäre im Internet auf die Fahnen geschrieben hat, fasst die Negativhöhepunkte zusammen.

• Zahlreiche spektakuläre Hacks machten es 2016 deutlich: Die Nutzer können sich nicht darauf verlassen, dass persönliche Daten, die sie Unternehmen anvertrauen, dort sicher sind. Das prominenteste Beispiel dafür ist der Yahoo-Hack, bei dem Daten von sage und schreibe einer halben Milliarde Nutzer erbeutet wurden – darunter Namen, E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Geburtsdaten und sogar Passwörter. Laut Experten der größte Datendiebstahl der Geschichte.

• Ein weiteres aufsehenerregendes Ereignis offenbarte schlagartig, dass die Daten der Nutzer nicht nur durch Cyberkriminelle bedroht werden. Im Herbst 2016 wurde bekannt, dass WhatsApp Nutzerdaten an Facebook weitergibt, die dann für Werbezwecke genutzt werden. Damit zeigte sich das Grundproblem von „Gratis-Geschäftsmodellen“ im Internet einmal wieder überdeutlich: Services, die gratis zur Verfügung stehen, sind eben nicht kostenlos. Die Nutzer bezahlen sie mit ihren privaten Daten.

• Die NDR-Reihe „Nackt im Netz“ zeigte 2016 auf, welche Ausmaße die Arbeit von Datensammlern im Internet inzwischen angenommen hat. Mit Hilfe einer Scheinfirma konnten die Redakteure an Datensätze von drei Millionen Menschen gelangen, die teilweise intimste Informationen enthielten und sich relativ problemlos konkreten Personen zuordnen ließen. So offenbarten sich etwa die Sadomaso-Vorlieben eines Richters oder die Web-Recherchen von Einzelpersonen zu Krankheiten, Prostituierten und Drogen.

• In den USA wurde im vergangenen Jahr mit Donald Trump ein neuer Präsident gewählt, der sich klar gegen eine effiziente Verschlüsselung für den Normalverbraucher ausgesprochen hat und Backdoors für die Behörden forcieren will. Nutzer US-amerikanischer Dienste müssen deshalb noch stärker als ohnehin damit rechnen, dass ihre Inhalte und Daten erfasst und ausgewertet werden. Das wirft auch noch einmal ein ganz anderes Licht auf die Anfang 2017 bekannt gewordene WhatsApp-Schwachstelle; sie könnte es ermöglichen, verschlüsselte Nachrichten auszulesen.

Trotz oder gerade wegen dieser Entwicklungen sieht man bei Brabbler Anlass zum Optimismus. Denn es zeigt sich, dass all die Negativereignisse des Jahres 2016 einen Bewusstseinswandel eingeläutet haben.

So diskutierte die Politik angesichts der vielen Hacks die Datensicherheit umfassend und die Bundesregierung entwarf die „Cyber-Sicherheitsstrategie für Deutschland 2016„. Zum Schutz der Privatsphäre im Internet hat eine Bürgerinitiative eine „Europäische Charta der digitalen Grundrechte“ erarbeitet, die sich gegen die Totalüberwachung durch den Staat und Konzerne richtet.

Und auch viele User scheinen umzudenken. Nachdem die Datenweitergabe von WhatsApp an Facebook bekannt wurde, stiegen die Downloadzahlen kostenpflichtiger Messenger sprunghaft an, die Sicherheit durch Verschlüsselung bieten, nicht werbefinanziert sind und keine Daten an Dritte weitergeben. Das zeigt: Der Schutz ihrer privaten Informationen im Internet ist den Nutzern offenbar auch ihr Geld wert. Eine aktuelle Forsa-Studie bestätigt diesen Eindruck vor allem für Deutschland. Ihr zufolge ist jeder Zweite der deutschen Verbraucher bereit, für mehr Datenschutz und Datensicherheit auch mehr zu bezahlen.

Damit einher geht eine zunehmend kritische Haltung der deutschen User gegenüber den US-Konzernen Google, Facebook/WhatsApp und Apple und ihrer weltweiten Marktdominanz. In einer vor Kurzem veröffentlichten Studie der Markenberatung Prophet äußerten 62 Prozent der befragten Bundesbürger ihre Furcht vor einem globalen Monopol der drei amerikanischen Marktführer, das Konkurrenten und damit den Wettbewerb ersticken könnte.

„Wer im Internet persönliche Informationen preisgibt, sollte sich der Gefahren bewusst sein – insbesondere bei Smartphone-Apps, die nichts kosten. Genau wie im echten Leben sollte man diesen Produkten kritisch gegenüberstehen, nach dem Haken suchen und nicht gedankenlos persönliche Informationen wie Handynummern oder gar Familienfotos preisgeben“, sagt Eric Dolatre, CEO bei Brabbler. „Die Menschen in Europa beginnen nun umzudenken, zu überlegen, wem sie ihre persönlichen Informationen im Netz anvertrauen. Wir arbeiten an einer Alternative, die Privatsphäre und Vertraulichkeit im Netz gewährleisten wird. Ohne verklausulierte AGBs – nicht kostenlos, sondern für kleines Geld.“