Kommunikation in sozialen Medien: verhalten sich Nutzer mit Klarnamen „besser“ als solche mit Pseudonymen?

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Immer wieder wird der Mythos genährt, dass sich Menschen in sozialen Medien besser und anständiger verhalten würden, wenn sie unter Klarnamen aufträten. Das Coral Project hat dazu einige Fakten zusammengetragen, die diese Annahme offenbar widerlegen. Studien und Beobachtungen zeigen vielmehr, dass sich Nutzer mit „Echtnamen“ in Chats und Foren keineswegs besser benehmen als solche mit anonymisierten Nutzerdaten. Und nicht nur das – sobald andere Nutzer unter Klarnamen auftreten und Details wie ethnische Zugehörigkeit, persönliche Vorlieben und dergleichen kundtun, werden sie umso stärker Zielscheibe von Hasskommentaren und Diskriminierung.

Vielleicht wird das Kommunikationsverhalten eher durch das Medium beeinflusst als durch die nach außen präsentierte Identität. Manche Menschen sagen über Online-Medien Dinge, die sie ihrem Mitmenschen von Angesichts zu Angesicht niemals zumuten würden – bzw. für die sie im persönlichen Gespräch nicht den Mut aufbringen würden.

Dieses Thema hat hohe Brisanz. Zum einen, weil es Regierungen gibt, die die Menschen davon überzeugen wollen, dass diese durch mehr Transparenz und weniger Privatsphäre zu besseren und regelkonformeren Bürgern mutieren würden. Zum anderen darf mit Fug und Recht bezweifelt werden, dass durch soziale Medien als solche automatisch auch eine Schwarmintelligenz entsteht. Vielleicht haben wir es uns vor ein paar Jahren noch anders vorgestellt, aber sind Facebook, Twitter und Co. heute nicht die Mülleimer des politischen Discours?