Stundensatzdumping bei der Reutax AG

Immer mehr Berichte erreichen uns von Freiberuflern, und ich habe selbst – gerade heute wieder in einem Angebot – die Erfahrung gemacht, dass der Stundensatz bei Nicht-Standardaufgaben von Freiberuflern an der 75 Euro Stundegrenze kratzt. Die netten Mitarbeiter lassen immer durchsickern, „mehr können wir Ihnen nicht bezahlen und wir glauben deshalb, dass wir wohl nicht zusammenkommen“, hoffen aber insgeheim immer auf ein „doch“.

Machen Sie so ein Stundendumping nicht mit. Der Tagessatz für Nicht-Standardaufgaben liegt in Deutschland bei ca. 880 Euro. Warum also sich für 600 anbieten, wenn die Reutax ca. diesen Betrag von Ihren Kunden kassiert. Für Zahlung nach 30 Tagen schon fallen bei vielen Personalvermittlungen noch einmal 2-3% Skonto an. D.h. ein Personalvermittler wie die Reutax verdient an Ihnen im günstigsten Falle ca. 200 Euro am Tag, und jammern Ihnen noch etwas vor, dass sie nur 5% vom Kunden verdienen. Stimmt, 5% von Kunden, den Rest durch Stundendumping und Skonto.

Ein Schreiner muss schon 49 Euro Stundenlohn nehmen, wenn sich seine Selbstständigkeit rechnen soll. D.h. Steuern, Rente, Rücklagen, Krankenversicherung, Versicherungen usw. Sie liegen also mit meist einer guten Ausbildung oder sogar abgeschlossenem Ingenieursstudium nur 25 Euro von einem Schreiner auseinander, nicht dass ich die Zunft der Schreiner nicht respektiere, im Gegenteil, mir liegt nur ein solches Kostenrechnungsmodell eines Schreiners vor.

Wir Freiberufler kommen fast immer in Projekte, die keiner kann, die schief laufen, die aus den Kosten laufen, oder für die kein Personal geplant wurde oder vorhanden ist, aber meist halten wir uns im Fearzone-Bereich bei Projekten auf. Selten bekommt man Jobs bei denen man einfache Tätigkeiten ohne Risiko ausführt, und dafür 600 Euro kassiert.  Das kommt allerdings höchst selten vor.

Heute suchte die Reutax jemanden, der eine mobile Device Management Strategie im Frankfurter Raum ausarbeiten soll, mit grundsätzlichen Anforderungen und für mehrere Plattformen, für 600 Euro all in. Herr Marquardt schrieb mir auf mein Interesse hin, da ich das gerade für Schenker gemacht hatte, dass er mich für sehr geeignet halte, aber das Limit bei 75 Euro/h läge, und wir wohl wegen mir nicht zusammen kommen würden. Nicht einmal remote biete ich diese Preise an. Für die T-Systems habe ich fast 4 Jahre bei Vollauslastung remote zuhause gearbeitet, auf Basis von 10h/ Tag. Was denken sich Jungspunte dieser Art bei solchen Angeboten? Schnellen Euro machen als Makler bei Reutax? Seriöse Unternehmen würden solche Aufträge von Kunden erst garnicht annehmen. Die Reutax hat aus Ihrer Pleite nichts gelernt, oder?

Bitte schreiben Sie uns, ob es wirklich jemanden aus unseren Riegen gibt, der das ersnthaft für diesen Preis ausarbeiten würde. Es gibt bestimmt jede Menge Inder, die das machen würden, und unsere Arbeitnehmer, die aus dem Osten, Spanien und Griechenland zu uns gereist sind zum Arbeiten. Ich zweifle nicht an, dass es überall auf der Welt gute Leute gibt. Aber selten treffen diese angesprochenen Freiberufler die Qualitätsstandards, die sich ein Unternehmen wünscht. Deutschkenntnisse gut, Englischkenntnisse gut, Projektmanagement und Prozess Know-How, Fachkenntnis und es noch gut dokumentieren können. Wer möchte nicht lieber eingebildet ausgehen, als ausgebildet eingehen. Selbst Pleitegeier wie manroland zahlen noch 880 Euro all in für Standards. Eine MDM-Strategie auszuarbeiten, zählt aber leider nicht zu Standard. Da spielt Internet rein, Mail rein und der ganze Rest on top.

Den Freiberuflern wird immer mehr die Daumenschraube angezogen. Und ähnlich wie bei der Staatsverschuldung und dem Euro ist diese mittlerweile langsam am Anschlag. Machen Sie dieses Spiel nicht mit, raten wir. Es nützt nicht, wenn Sie diese Projekte annehmen. Sie machen die Marktpreise für alle Freiberufler kaputt.

Zugegeben, es sieht schlecht auf dem Markt aus. Alle größeren sperren sich gegen Freiberufler, die Scheinselbstständigkeitsspirale hat zugeschlagen, viele mussten ihre Tätigkeit aufgeben oder wechseln. Viele Unternehmen stellen lieber ein, als Freiberufler zu beschäftigen. Unsere Regierung möchte Vollbeschäftigung, auch wenn es nur so wenige Euros wie möglich gibt. Das Heute zählt, nicht das Morgen. Aber die Firmen können das nicht lange abfedern. Jemand, der weiß was er kann, wird sich, wenn er als Freiberufler mal 250k Umsatz gemacht hat nicht wieder einstellen lassen für 70.000 Euro. Wenn er genug Reserven zurückgelegt hat, kann er als Freiberufler mühelos mal ein Jahr aussetzen. Aber die, die es nicht schaffen, sich diese Rücklagen zu bilden, die sind auf diese Jobs angewiesen, machen die Preise und sich selbst kaputt, denn auch bei 600 Euro all in bleibt bei der Bedienung aller Kosten, Steuern, Spareinlagen und Rücklagen nicht viel übrig. Hört sich viel an 600 Euro am Tag, ist aber nicht viel. Endet vielleicht bilanztechnisch bei 1200 Euro – 1600 Euro netto mehr als bei einem Angestellten, Urlaub nicht berücksichtigt, Krankheit ist nicht, und Risiko nicht berücksichtig. Die sich dafür hergeben, haben keine Familie, und wenn wir Pech haben, liegen sie uns vielleicht sogar als ältere Menschen auf den Sozialkassen.

Nehmen Sie das Thema ernst liebe Freiberuflerinnen und Freiberufler. Aber anfangen das ernst zu nehmen, sollten das Leute wie die von der Reutax, die solche Anfragen ohne gescheit darüber nachzudenken annehmen, und ohne sich über die Spätfolgen eines solchen Abgebotes klar zu sein. Meist ist es auf reinen Selbstzweck ausgerichtet (Umsatz und Marge), sehr oft verstehen aber Vermittler auch gar nicht die Aufgabenstellung.

Meiden Sie solche Angebot raten wir Ihnen von SecTank. Das ist unseriös.