Social-Media-Unternehmen gelten als anfällig: Laut 61 Prozent der Verbraucher stellen sie das größte Risiko in Bezug auf Datenschutzverletzungen dar

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Verbraucher neigen dazu, einem Unternehmen komplett den Rücken zu kehren, wenn Datenschutzverletzungen stattfanden. Diese Verbrauchertendenz stellt vor allem für Einzelhändler eine Gefahr dar, so eine Studie von Gemalto, dem weltweit führenden Unternehmen im Bereich digitale Sicherheit.

Zwei Drittel der Befragten (66 Prozent) werden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht bei einem Unternehmen einkaufen oder mit einem Unternehmen Geschäfte machen, bei dem Datenschutzverletzungen auftreten oder vertrauliche Informationen, wie beispielsweise finanzielle Daten, abhandenkommen. Vor allem Einzelhändler (62 Prozent), Banken (59 Prozent) und Social-Media-Websites (58 Prozent), fallen schnell in die Missgunst.

Gemalto befragte 10.500 Verbraucher weltweit und hat dabei festgestellt, dass 93 Prozent der Befragten über alle Altersgruppen hinweg bei einem Vorfall direkt den jeweiligen Unternehmen die Schuld geben. Bei Social-Media-Websites sind die Bedenken der Verbraucher am größten, denn 61 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass Unternehmen in diesem Bereich die Verbraucherdaten nicht ausreichend schützen – dicht gefolgt von Banken-Websites (40 Prozent).

Unternehmen werden verantwortlich gemacht und Verbraucher reagieren

Mit wachsendem Bewusstsein für den Datenschutz und für Fragen der Privatsphäre vertreten die Verbraucher heute die Auffassung, dass der größte Teil (70 Prozent) der Verantwortung für den Schutz ihrer Daten bei den Unternehmen liegt, die diese Daten nutzen. Dies hat dazu geführt, dass der Datenschutz für die Verbraucher bei der Interaktion mit einem Markenunternehmen eine wichtige Rolle spielt. 82 Prozent der Befragten wünschen sich, dass Unternehmen bessere Maßnahmen zur Online-Sicherheit ergreifen. Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes werden von 91 Prozent der Befragten geäußert. Diese geben an, dass einige der Anwendungen und Websites, die sie derzeit nutzen, ein Risiko für den Schutz und die Sicherheit ihrer personenbezogenen Daten darstellen.

Obwohl die Verbraucher ganz eindeutig den Unternehmen die Verantwortung zuweisen, hat nur ein Viertel der Befragten den Eindruck, dass die Unternehmen den Schutz und die Sicherheit der Kundendaten richtig ernst nehmen. Die Verbraucher geben den Unternehmen keine Gelegenheit, sich herauszureden: Der Großteil der Befragten hat Unternehmen entweder bereits Rückmeldungen zu genutzten Sicherheitsmethoden geliefert (35 Prozent), Rückmeldungen bereits in Erwägung gezogen (19 Prozent) oder wird diese möglicherweise in Zukunft erwägen (33 Prozent).

„Die Unternehmen haben keine andere Wahl, als ihre Sicherheit zu verbessern, um auch Verbraucher für sich zu gewinnen, die es nicht als ihre eigene Aufgabe ansehen, ihre Gewohnheiten in puncto Sicherheit zu ändern“, so Jason Hart, CTO für Datenschutz bei Gemalto. „Insbesondere Social-Media-Websites müssen das Vertrauen in ihre Sicherheit erkämpfen und den Verbrauchern beweisen, dass sie deren Bedenken ernst nehmen. Andernfalls wird es für Unternehmen, die den Datenschutz am eklatantesten vernachlässigen, zu einer Katastrophe kommen, da die Verbraucher ihre Geschäfte ganz einfach woanders tätigen werden.“

Eine unruhige Vergangenheit und eine frustrierende Zukunft für Verbraucher

Der hohe Grad an Frustration seitens der Verbraucher ist nicht sonderlich überraschend, wenn man den Status des Datenschutzes in Unternehmen betrachtet. Ein Viertel der Befragten (26 Prozent) fiel bereits einer betrügerischen Nutzung ihrer Finanzdaten zum Opfer, bei 19 Prozent wurden personenbezogene Daten für betrügerische Zwecke missbraucht, und 16 Prozent waren vom Identitätsdiebstahl betroffen. Noch schlimmer ist es, dass die Verbraucher kein Vertrauen in eine Verbesserung der Situation setzen: Zwei Drittel (66 Prozent) befürchten, dass ihre personenbezogenen Daten künftig missbraucht werden könnten.

Trotz der Befürchtung, Opfer einer Datenschutzverletzung werden zu können, planen Verbraucher nicht, ihr Online-Verhalten zu ändern. Sie sind der Auffassung, dass die Verantwortung bei denjenigen Unternehmen liegt, die ihre Daten speichern. Dies könnte erklären, weshalb mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Befragten nach wie vor dasselbe Passwort für verschiedene Accounts nutzt.

Jüngere Menschen tendieren eher zu einem Markenwechsel und neigen ebenfalls stärker zur Einleitung von rechtlichen Schritten gegen Unternehmen nach einem Datenverlust als ältere Teilnehmer. Fast sieben von zehn (67 Prozent) der 18- bis 24-Jährigen gaben an, dass sie Betrüger und Markenunternehmen, bei denen Datenschutzverletzungen festgestellt wurden, vor Gericht bringen würden. Im Vergleich dazu denken so nur 45 Prozent der über 65-Jährigen, wobei weitere 28 Prozent der Generation z (18- bis 24-Jährige) solche Schritte zumindest in Erwägung ziehen würden.

„Dies sollte ein Weckruf für Unternehmen sein, dass die Geduld der Verbraucher am Ende ist. Es ist deutlich erkennbar, dass sie wenig Vertrauen in Unternehmen und deren Schutz der Verbraucherdaten haben. Diese nehmen den Datenschutz nicht ernst und ignorieren die Bedenken der Verbraucher. Dies zwingt die Verbraucher dazu, selbst aktiv zu werden“, so Hart weiter. „Die jungen Menschen werden künftig die größte Kaufkraft haben. Daher riskieren die Unternehmen nicht nur ihre derzeitigen und künftigen Einnahmequellen, sondern sie setzen auch ihren guten Ruf aufs Spiel. Vorausgesetzt sie erwecken weiterhin den Eindruck, dass sie den Datenschutz nicht wirklich ernst nehmen. Unternehmen müssen endlich damit beginnen, die Grundlagen richtig zu beherrschen und Daten als ihr wertvollstes Gut mit geeigneten Sicherheitsmaßnahmen zu schützen.“