CIO – Cloud Interface Officer

Warum ist eigentlich Cloud Computing so erfolgreich? Eine Wolke auf eine Tafel zu zeichen ist einfacher als ein Netzwerkdiagramm!

Was wird eigentlich aus dem CIO in der Cloud? Geht man davon aus was Marktforscher voraussagen, und spricht man mit Cloud Providern und bekommt deren Wachstumsraten zu sehen, dann muss man sich über diesen Punkt wirklich Gedanken machen. Der gefragteste Job der IT-Branche könnte sich dann auf die Auswahl von Cloud Services und deren Integration in die eigene IT-Infrastruktur reduzieren. Wenn technologische Innovation in der Konzern-IT in Zukunft die Integration externer Dienste aus der Wolke bedeutet, dann wird sich der CIO als Ideenträger in der IT praktisch selbst in eine strategisch unwichtige Position befördern. Und mit ihm sein IT-Mitarbeiterstab. Denn für was sollte man eine große Organisation aufrecht erhalten, wenn sich die Hauptaufgabe in Zukunft auf die Auswahl passender Dienste reduziert?
Laut Gartner wird das Wolkenbusiness jährlich um 20% wachsen und bis 2014 ein Marktvolumen von 150 Milliarden US$ erreichen. 2009 lagen wir laut Gartner bei knapp 60 Milliarden US$.
Die CIOs – demnächst unsere Cloud Interface Officer werden sich in Zukunft noch wundern, was auf sie zukommt. Nicht dass gestandene CIOs nicht in der Lage wären die interne IT operativ am Leben zu erhalten und ihre interne strategische Planung fortzuführen. Auch mit Outsourcing, Outhousing, oder Outtasking sind alle CIOs eines Betriebes mit einer gewissen Größe auch schon konfrontiert worden. Doch das bekommt eine völlig neue Dimension, über das sich die Damen und Herren derzeit bestimmt noch nicht so bewußt sind. Bei einem Komplettoutsourcing hat der CIO eine Schnittstelle zum Provider, meist dem Account Manager. In der Wolke wird das zu einer Matrix mit einer Vielzahl von externen Schnittstellen, die der CIO managen muss.

Cloud Computing wird niemanden überfallen, es wird langsam und stetig wachsen. Ein weiteres Problem gibt es heute schon. Fachabteilungen umgehen die interne IT und ihren CIO derzeit mit ihren eigenen Budgets. Laut einer Studie fließen heute schon mehr als 30% der IT-Ausgaben am Ausgabentopf des CIO’s vorbei.

Wie war das noch in meiner Zeit? War da die IT-Abteilung nicht eine der am stärksten im Mittelpunkt stehenden Abteilungen? War sie nicht das Rückrat, der Heartbeat und das neuronale Netz des Unternehmens? Waren wir nicht alle einmal verdammt wichtig? Die Zeiten ändern sich mal wieder. Wir reiten gerade wieder den Cosinus ab. Vielleicht ändert sich das auch wieder nach dem Cloud-Hype und der völligen Unselbstständigkeit. Nur momentan sieht es so aus, dass die IT-Abteilung gar nicht mehr wichtig zu sein scheint, wenn alles aus der Wolke bezogen wird.

Es stellt sich die Grätchenfrage, wieviele Know-How und Kompetenz verbleiben in Zukunft im Unternehmen? Wer dirigiert? Der innovative CIO des Unternehmens oder das Angebot des Monats des Cloud-Providers? Mit Sicherheit wird der Preis eine entscheidende Rolle spielen, wie es auch heute schon der Fall ist. CIO’s sind heute überfordert und schaffen es nicht, alles zum entsprechenden Preis in der entsprechenden Zeit mit der gewünschten Funktionalität zu liefern. Die Hälfte aller Geschäftsführer sind nicht zufrieden mit ihren CIOs.

Auf mittelfristige Sicht wird sich im Zeitalter des Cloud Computings ein Mischbetrieb etablieren. Das werden die eigene IT, Outsourcing, Hosting und die Dienste aus der Wolke sein. Der CIO wird sich in seiner Aufgabe in Zukunft stark beschränken auf das Management und das gute Zusammenspiel der Wunschdienste der Fachabteilungen aus der Wolke, mehr nicht. Er wird zum Cloud Interface Officer.

Und was kommt auf die CISOs und CSOs zu? Dr. Wolfgang Böhmer brachte es vor einigen Monaten einmal auf den Punkt. Er sagte, „Cloud Computing ist der Tod des Grundschutzes“, orientiert man sich am BSI. Und Recht hat er. So wird es kommen. Spinnt man es weiter, und stellt man heute Sicherheitsverantwortlichen im Unternehmen die Frage „Wo sehen Sie sich in 4 Jahren in ihrem Aufgabenfeld bei voll etablierten Cloud Computing“, haben diese nicht die leiseste Ahnung. Manche reduzieren sich auf die Auswahlkriterien des Dienstes aus der Wolke, andere sehen sich als Schnittstelle beim Cloud-Provider sitzen, und managen ihr altes Unternehmen und die Sicherheit. Doch was machen mit so vielen Sicherheitsverantwortlichen wenn später alles aus der Dose kommt? Die Kapazität der Übernahme von Fremdpersonal verhält sich wie beim Outsourcing. Outsourcing Provider übernahmen immer schon Personal des Betriebes, zumindest eine gewisse Zeit lang. Beim Cloud Computing wird das noch restriktiver. Hier haben viele Leute investiert und möchten ihre Margen erhalten, von daher wird das noch straffer werden, als in alten Zeiten. IT-Fachkräfte sollten sich ein weiteres Standbein suchen, denn die Zeiten werden hart.

Alexander Tsolkas