Was erzählen Verbindungsdaten?

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Was verraten Verbindungsdaten, die Metadaten, tatsächlich? Was lässt sich mit ihnen anfangen? Diese Fragen haben Forscher an der Stanford Universität in einer Studie gestellt. Sie sammelten mit einer legalen Spionage Software Daten von Freiwilligen  und waren über das tatsächliche Ergebnis verblüfft: Die Forscher konnten in kürzester Zeit 91 Prozent der an sich anonymen Daten ihrer Probanden eindeutig identifizieren. Sie erfuhren einiges über Verfehlungen, Familienplanungen und außereheliche Affären. Fünf Monate dauerte das Experiment insgesamt. Das Resultat: Die vermeintlich anonymen Verbindungsdaten gaben Geheimnisse preis, die man kaum privat jemanden anvertrauen will – geschweige denn, einer vom Staat geführten oder von einem Unternehmen unterhaltenen Datenbank .

Durch Online-Aktivitäten von Mitarbeitern sind Unternehmen zunehmend transparent

Dass es dazu nicht unbedingt einer Verfehlung bedarf, zeigt das Experiment des Niederländers Ton Siedsma: Eine Woche ließ er sich freiwillig überwachen. Heraus kamen seine Lebensumstände, Freundschaften und Unternehmungen. Siedsmas Daten verrieten, dass er als Anwalt für die Bürgerrechtsorganisation Bits of Freedom (BoF) arbeitet und sich hauptsächlich mit internationalen Handelsabkommen beschäftigt, sowie mit dem Außenministerium und ein paar Mitgliedern des Parlaments zu diesem Thema Kontakt hält. Eine Reihe von Nachrichten drehten sich in der überwachten Woche um die Planung einer Leistungsüberprüfung innerhalb der Organisation, die – vermutlich – der Direktor durchführen sollte. Selbst als Siedsma ein paar Dateien im geschützten Teil der BoF-Website aktualisierte, waren die Themen aus den Metadaten ersichtlich: Die Namen der Dateien schienen nämlich in den URLs auf.

Die Tatsache, dass Unternehmen durch Online-Aktivitäten ihrer Mitarbeiter transparenter werden, als dem Geschäftserfolg zuträglich sein kann, verlangt nach ernstzunehmenden Maßnahmen. Die Schwierigkeit liegt darin, dass den Anbietern von Systemen, die direkt von einem Empfänger zum Sender verbinden, die Adressen der Empfänger bekannt sein müssen. Das ist der Grund, warum den Anbietern von Kommunikationsdiensten heute immer die Verbindungsdaten vorliegen, selbst wenn eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung eingesetzt  wird. Die Metadaten ermöglichen es,  auf Inhalte zu schließen. Daher gelten sie als personenbezogene Daten und unterliegen dem Datenschutz.

Bereits in der Vor-Snowden-Ära gab es eine Reihe von Experten, die auf die Gefahren hinwiesen, die beim Sammeln von Metadaten entstehen. Unter ihnen Alexander Tsolkas und Friedrich Wimmer mit  dem Buch Wirtschaftsspionage und Intelligent Gathering, in denen sie Trends der wirtschaftlichen Vorteilsbeschaffung beleuchten.