Alles ist Cyber

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Neulich ging ich ins Sportgeschäft und fragte nach Joggingschuhen. Ich mache das nicht oft. Meistens sind meine Schuhe so lange in Gebrauch, bis ein Zeh vorne rausschaut.

Der Verkäufer war sehr freundlich und fragte mich nach dem Einsatzzweck der Schuhe. Soll es fürs Trail-Running sein oder einfach nur fürs Running? Brauchen Sie vielleicht einen Schuh fürs Crossfit, oder sind Sie eher Nordic Walker? Indoor oder Outdoor? Er konnte mir die Vorzüge der jeweiligen Modelle überzeugend vermitteln. Leider war inzwischen meine Mittagspause vorbei, und ich kaufte mir nur so einen Plastiklöffel, der an der anderen Seite eine Gabel dran hat, denn so was kann man immer gut gebrauchen.

Ich bin auch gelegentlich auf Messen und Konferenzen unterwegs. Mir ist in den vergangenen Monaten nicht entgangen, dass in der IT-Sicherheits-Branche offenbar eine grundlegende Umgestaltung im Gange ist. Ich habe gelernt, dass jetzt alle Hersteller Lösungen für „Cyber Security“ anbieten. Für Anbieter und Kunden gewissermaßen eine Win-Win-Situation: der Verkäufer muss nur noch eine Lösung erklären, und der Kunde hat nicht mehr die Qual der Wahl. Dachte ich zumindest.

Aber so einfach war es dann doch nicht. Trotz der einheitlichen Namensgebung gibt es anscheinend verschiedenste Auffassungen, was Cyber Security nun im Kontext des eigenen Portfolios bedeuten soll. Also musste ich selbst recherchieren.

„Cyber“ hat griechische Wurzeln und ist ein Präfix, das sich vom Wort Kybernetik ableitet. Kybernetik handelt von der Wissenschaft der Steuerung und Regelung von Maschinen und von Organismen. Was man damit alles anstellen kann, kennen wir ja aus Filmen, zum Beispiel mit Harrison Ford als Cyborg in Blade Runner.

Ganz anders die Definition der Allianz für Cyber-Sicherheit, ich zitiere auszugsweise: „In der Praxis beschränkt sich Cyber-Sicherheit […] auf fortgeschrittene und zielgerichtete Angriffe, die nur schwer zu entdecken und abzuwehren sind (siehe Advanced Persistent Threats (APTs)).“

Der „Cyberspace“ als kybernetischer Raum wiederum stellt eine virtuelle Welt dar, wie etwa in Form des Internet. Schützt Cyber Security uns Menschen also vor dem Einfall von Replikanten, halb Mensch, halb Maschine, die sich im Internet bewegen und während ich dies schreibe plötzlich hinter meinem Schreibtisch stehen? Moment mal, ich muss schnell meinen Virenscanner prüfen. Drei Cyborgs in Quarantäne, nochmal Glück gehabt.

Kein Wunder, dass „Cyber“ heute zu den so genannten „Nonce Words“ gezählt wird, ähnlich wie das Präfix „i-“, das keine Bedeutung hat, sich aber gut anhört.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen Wolfram Funk von SecTank – dem Cyber-Security Magazin.