Scheinselbstständigkeit – Neue Modelle gegen Scheinselbstständigkeit – Dritter stellt ein und überlässt – Nichts ändert sich außer dass Sozialabgaben gezahlt werden

Die Unternehmen gehen ausnahmsweise einmal nicht nach Berlin und lassen ihren Lobbyismus spielen? Hilflose Freiberufler sind nicht in der Lage sich zu organisieren.

Die seit letztem September in Deutschland entfachte Diskussion um Scheinselbstständigkeit nimmt neue Maße an. Seit den Fällen der Scheinselbstständigkeit bei der Telekom, die eine Menge Geld an Strafe, Sozialleistungen nachträglich zahlen musste, und dazu noch ca. 120 Freiberufler nachträglich einstellen durfte/darf (Klagen laufen noch…) ist auf dem Freiberuflermarkt so einiges passiert. Auch andere DAX-Unternehmen katapultierten ihre Freiberufler so schnell wie möglich raus und ersetzten diese erst einmal nicht. Eine Welle der in Panik geratenen Geschäftsführer ist entstanden. Die sonst so hart gesottenen Herren, die sagen wir, sich manchmal wegen Gesetzen nicht immer verrückt machten, haben das diesmal ganz sensibel wahrgenommen und nehmen das sehr ernst.

Seitdem gibt es Freiberuflerschwämme auf dem Markt. Das nutzen Personaldienstleister aus. Dumpingpreise für Freiberufler werden gehandelt (teilweise hochkomplexe Konzeptionierungen für 600 Euro Tagessatz), was die Unternehmen hoch erfreut, denn neue Freiberufler werden immer noch öfters eingestellt, selbst in Unternehmen, die aufgrund der Scheinselbstständigkeitsproblematik Freiberufler entließen. Nur nie lange, im Schnitt 6 Monate oder maximal 60% vom Jahr. Die Vorstände haben Angst mit ihrem Vermögen zu haften und bis zu 7 Jahren ins Gefängnis zu kommen.

Die guten Freiberufler mit genügend hohen Rücklagen interessiert die gegenwärtige Marktsituation nicht, sie gehen ins Ausland und arbeiten dort, oder sogar per Werkvertrag im Kämmerlein zuhause ohne Mehrwertsteuer im Inland abzuführen. Sie arbeiten einfach nicht mehr für dieses Geld in Deutschland oder machen viel Urlaub, während sich ihre darauf angewiesenen Pendents für teilweise noch weniger als 600 Euro den Buckel krumm schuften…aber, wie unsere Redaktion durch Kunden immer mehr mitbekommt, nichts hinkriegt.600 Euro sind wie wir hörten auch gut bezahlt. Manche arbeiten für 500 Euro Tagessatz. Bei diesem Tagessatz ist bei der vollen Ladung Versicherungen, Rücklagen, Rentenvorsorge, Krankenversicherung, Hotel und Speisen, nicht wirklich viel zu machen. Freiberufler, die das mitmachen, merken schnell, dass es nicht reicht. Ihnen geht nur leider erst ein Licht auf, wenn es zu spät ist.

Jetzt werden in den ersten großen, sehr großen deutschen Banken von den Fachabteilungen schon die Personalvermittlungen dafür verantwortliche gemacht, dass es keine guten Leute mehr am Markt gibt. Das Gros dieser könnte keine guten Freiberufler mehr beschaffen. Somit bekam der Einkauf indirekt den Auftrag, andere Lieferanten zu beschaffen. Gesagt getan, und nun fragen einen immer wieder neue Vermittler, ob man die gleichen Projekte der gleichen Kunden erledigen möchte, aber die guten Freiberufler sagen auch dann bei zu niedrig liegenden Tagessätze für diese Kunden „niet“, also warten auch die neuen Lieferanten mit dem Standardprogramm an Freiberuflern bei ihren Kunden auf.

Aber jetzt wird es noch schöner. Diese dumme Situation, die nicht weniger als durch die fehlenden Beiträge in den Rentenkassen entstanden ist, die im Zuge der Wiedervereinigung geplündert wurden, und weshalb unsere Kassen und Knappschaften Deckungssummen suchen und nicht wissen woher sie sie bekommen sollen, führte letztendlich zu diesem Dilemma, dass man die Freiberufler fast zwangsanstellen möchte. Und die Unternehmen machen alle mit.

Sonst werden wegen jeder Kleinigkeit in der Automobilindustrie gleich die Säbel gewetzt, es wird gesagt, „Deutschland ist dem Untergang nahe“ beim Themen wie z.B. Tempolimit. Herr Piech schlägt dann persönlich bei der Kanzlerin auf, um ihr die Meinung zu geigen, doch in diesem unseren Falle liebe Freiberufler, profitieren nur Wirtschaft und Staat von uns, die wir nicht in der Lage sind uns zu organisieren. Und Freiberufler sind das Volk mit dem geringsten Charakter, das kommt dazu. Sie nehmen sich ähnlich wie Schoßdamen immer dem bestzahlendem an.

Doch diese Situation führt wieder zu folgendem. Ein Unternehmen, dass einen Top-Freiberufler auf dem Markt sucht, wählt sich den Guru für das Thema aus, und bittet die für das Unternhemen zuständige Unternehmensberatung diesen einzustellen und als Arbeitnehmerüberlassung der Firma zu überlassen. Die Unternehmensberatung sagt dem Freiberufler sogar, er dürfte freiberuflich neben dem Anstellungsverhältnis weiterarbeiten. D.h. es ist eigentlich alles beim alten, nur werden Sozialabgaben abgeführt. Sonst ändert sich nichts. Vorher hat der Freiberufler selbst für seine Rente gesorgt, hat auch 8h und evt. mehrere Jahre für den Kunden gearbeitet. Was soll das für ein Mist sein Herr Schäuble? Lassen Sie die Menschen so frei sein, wie sie es möchten, und kümmern Sie sich lieber um Ihre eigenen Angelegenheiten. Sorgen Sie lieber dafür, dass es Gesetze gibt für Freiberufler, dass diese einen Mindestbeitrag nachweislich privat ansparen müssen (oder freiwillig in die Rentenkasse – aber welcher Idiot würde das tun, ernsthaft?) für die Selbstversorgung im Rentenalter, um anderen nicht auf der Tasche zu liegen, als zu bestimmen, wer Selbstständig ist oder sein darf und wer nicht. Wir brauchen Sie nicht als Vormund. Wir sind meist studierte Leute, und wir können mit unseren Leben machen, was wir wollen, das haben Sie uns nicht vorzuschreiben. Leider ist es noch nicht so in der Realität, dass wenn ich als Freiberufler für ein Unternehmen arbeite, dieses, wenn es ein Problem hat zu mir in die IT-Praxis kommt, oder in meine IT-Kanzlei, es erwartet, dass man bei den Mitarbeitern ist, dass man lehrt, führt, anweist, Know-How überträgt, an die Server oder Konsolen Hand anlegt, im Rechenzentrum etwas erledigt, oder etwas aufbaut. Dazu muss man vor Ort sein. Und was kümmert Sie das, wenn wir 1, 2, 3 oder 4 Jahre bei einem zufriedenen Kunden sind? Es geht Sie nichts an. Es regt uns auf, dass es hier nur um Sozialabgaben geht, und sonst nichts. Alles andere ändert sich nicht. Die Vormundschaft eines deutschen Freiberuflers scheint eine Klage beim europäischen Gerichtshof wert zu sein.

Das Problem ihr lieben Freiberufler ist, dass ihr euch organisieren müsst. Sonst wird man mit euch machen, was man will.