Die liebe Ecard…

In Österreich wurde die Ecard lange herbei gesehnt, um der Krankenschein-Zettelwirtschaft und damit dem Mega-Administrationsaufwand endlich ein Ende zu setzen. Gute Idee! Wie man jetzt jedoch vielerorts von Ärzten etc. hört, wurde der administrative Aufwand in vielen Praxen derartig reduziert, dass nicht einmal mehr geschaut wird, ob derjenige, der zum Termin kommt und die Ecard herzeigt, auch wirklich derjenige ist, der er ist.

So passierte mir selbst vor einigen Tagen folgende Story:
Ich wechselte den Facharzt und fragte beim neuen um einen Termin an. Vorbildlicherweise wurde mir mitgeteilt, ich möge zum Ersttermin neben der Ecard auch einen Lichtbildausweis mitbringen. Hut ab! Das ist mir noch nie untergekommen. Tatsächlich forderte die Sprechstundenhilfe dann auch den Ausweis ein. Allerdings machte sie sich keine Kopie davon und es wurde mir auch gesagt, dass es in Zukunft nicht mehr nötig sei, diesen Ausweis mitzubringen. In mir stieg die Frage hoch, warum eigentlich nicht? Nichts gegen die geistigen Fähigkeiten der Dame, aber kann sie sich tatsächlich alle Gesichter aller PatientInnen, die jeweils mit einer Frequenz von 6 Monaten in die Ordination kommen, merken?

Aber gut. Immerhin eine Anfangskontrolle. Das ist mehr als in den meisten Praxen passiert.

Was ich dann postwendend auch gleich erleben durfte. Denn ich bekam vom Arzt eine Überweisung zu einem Labor, um dort verschiedene Bluttests durchführen zu lassen. Dort wurde mir nur die Ecard abgenommen, niemand fragte mich, ob ich auch die bin, die auf dem Formular steht oder die, der die Ecard gehört.

Und was soll das jetzt alles? Was will ich damit sagen? Was hat das denn für Konsequenzen?

Man stelle sich vor: Jemand mit irgendeiner grusligen Krankheit geht mit meiner Laborüberweisung und meiner Ecard zum Bluttest und in weiterer Folge zur Behandlung. Das könnte einen sehr ungünstigen Einfluss auf den vermeintlichen Krankheitsverlauf haben und natürlich auch auf die Wahl der Behandlungsmethoden. Vielleicht habe ich dann plötzlich eine Penicillinallergie, die eigentlich gar nicht wahr ist? Und das sind noch eher harmlose Vorstellungen. Von der Behandlungskostenfrage rede ich da noch gar nicht.

Wenn ich also den Verdacht hätte, dass ich eine Krankheit (z. B. eine psychische, die in Österreich ja leider immer noch ein bisschen misstrauisch beäugt werden) hätte, deren Existenz ich geheimhalten will, aber doch Gewissheit haben will, dann klaue ich eine Ecard von einer Person, die ca. in meinem Alter ist und sinnvollerweise das gleiche Geschlecht hat, mir vielleicht auch ein bisschen ähnlich sieht. Dann gehe ich damit zum Arzt, der sich eh nicht mehr an mich erinnert, weil er vielleicht täglich 50 Patienten hat – oder ich suche mir einen neuen und dann lasse ich mich untersuchen und behandeln. Bis der echten Person auffällt, dass die Ecard weg ist, habe ich schon längst alles Nötige bekommen… In meiner eigenen Krankenakte bei der Krankenkasse ist nichts Auffälliges dann vermerkt und beim Ecardbesitzer wird es ein Weilchen dauern, bis man dahinterkommt, dass seltsame Leistungen für seltsame Krankheiten in Anspruch genommen wurden. Bis dann wieder in Ordnung gebracht ist, dauert es eine Zeit und ein kleiner Zweifel wird immer bleiben.

Darf es also doch ein bisserl mehr sein – Kontrolle nämlich?

Wie es in Deutschland läuft, weiß ich natürlich nicht…

Eure
Astrid